Die kalten Wickel

Dr. med. E. Rauch, Naturheilbehandlung der Erkältungs- und Infektionskrankheiten

ISBN 3-7760-1004-5

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Hausärztliche Gemeinschaftspraxis - Olga Erl & Rumyana Mincheva

Was ein Wickel bewirkt, sieht man am besten, wenn das gebrauchte Tuch ausgewaschen wird. ist das Tuch vor dem Wickel rein, so wird es nach Gebrauch ein reines Wasser ganz trübe machen. Es kommt öfters vor, dass so ein Wickeltuch eine gelbe Farbe bekommt wie bei Gelbsüchtigen, die sehr hart herauszubringen ist.


Sebastian KNEIPP

Da Kälte immer nur auf Wärme gesetzt werden soll, dürfen kalte Wickel nur am gut durchwärmten Körper angelegt werden. Man unterscheidet zwei Hauptarten von kalten Wickeln:


1. Die Wärme entziehenden Wickel

Sie werden bei ganz akuten Entzündungen und Fieber angewendet. Sie ziehen schädliche Hitze ab, beseitigen am Anwendungsort lokale Kreislaufstauungen und fördern dort frische Blut- und Sauerstoffzufuhr. Außerdem wirken sie entzündungsrückbildend, giftableitend und fiebersenkend.


Technik
Ein gröberes, gut aufsaugfähiges Leinentuch wird in kaltes Wasser eingetaucht und nur 1eicht ausgewrungen, so dass das Tuch noch relativ viel Flüssigkeit behält. Darüber kommt ein dickes wollenes oder Frottee- oder Schafwolltuch, das über das feuchte Tuch darüberreicht und dieses abdichtet. Sobald der Wickel gut durchwärmt ist, was meist nach etwa 20 bis 45 Minuten erreicht ist, soll er abgenommen und erneuert werden,


2. Die Wärme erzeugenden Wickel

Sie werden häufig bei älteren Prozessen, Entzündungen und Katarrhen bevorzugt. Allmählich nehmen sie die Hauttemperatur an, dunsten, stauen die langsam ansteigende Wärme zurück und durchwärmen heilsam die erkrankte Region.


Technik 
Sie ist gleich wie bei 1., jedoch wird das Leinentuch stark ausgewunden und der Wickel erst knapp vor Schweißausbruch (etwa nach 1 bis 1 1/2 Stunden) abgenommen.

Wird jedoch eine schweißtreibende Wirkung er wünscht, was wieder bei akuten Erkältungszuständen und Infektionskrankheiten der Fall ist, dann lässt man den Wärme erzeugenden Wickel noch länger liegen und verabreicht heißen Schwitztee. Eine halbe Stunde nach Schweißausbruch nimmt man den Wickel ab, wäscht die Körperstelle lauwarm ab und bringt den Patienten in eine etwas lockere Trockenpackung auf 30 bis 60 Minuten. Tritt, beim Wärme erzeugenden Wickel nicht schon nach wenigen Minuten wohliges Wärmegefühl auf, dann wird mit einer heißen Wärmeflasche nachgeholfen.


Allgemeines 
Das feuchte Innentuch und das darüber- gelegte Woll- oder Frotteetuch müssen faltenlos und straff anliegen. Letzteres muss oben und unten einige Zentimeter über das feuchte Tuch darüberragen, damit sicherer Luftabschluss ermöglicht ist. Das Außentuch kann auch noch durch angenähte Bänder oder notfalls Sicherheitsnadeln befestigt werden. Jeder Wickel, der unangenehm empfunden wird, ist unbedingt wieder abzunehmen. Er wurde dann fast immer fehlerhaft angelegt. Nach jeder Wickelabnahme ist die behandelte Stelle lauwarm abzuwaschen. Benützte Wickeltücher dürfen erst nach ihrer Säuberung neuerlich verwendet werden.

I. Der Halswickel

1. Der Wärme entziehende Halswickel

Er wird bei drohenden, beginnenden und akuten Entzündungen im Nasen-, Hals-, Rachen- und Mundhöhlenbereich, zum Beispiel bei akutem Schnupfen, akuter Halsentzündung, beginnender Heiserkeit, akuter Mandelentzündung, Seitenstrangangina, mehrfach wiederholt angewendet. Um das leicht ausgewundene Leinentuch, das feucht gerade einmal um den Hals reichen soll, werden 1—2 trockene Schals so umgewunden, dass durch letztere eine bis gut an die Ohren heranreichende trockene „Halskrause“ entsteht.


2. Der Warme erzeugende Haiswickel

Dieser wird bei schon länger bestehenden oder fortgeschrittenen Prozessen bevorzugt, wie zum Beispiel bei vereiterten Mandeln, die zur rascheren Abheilung zunächst noch „herauskommen“ oder „reif“ gemacht werden sollen; weiters bei älteren Grippalinfekten oder sonstigen Infektionskrankheiten mit Nasen-, Hals-, Rachenbeteiligung.

Bestehen Zweifel darüber, welche Wickelart vorzuziehen sei, dann entscheidet die Reaktion des Patienten. Er selbst verspürt meist deutlich, welche Wickelart und welche Dauer ihm am wohlsten tut und ihn am besten entlastet.


II Der Brustwickel

1. Der Wärme entziehende Brustwickel

Er ist bei akuten fieberhaften Erkrankungen der Atemwege, beginnender Bronchitis, Rippenfell- und Lungenentzündung, auch im Verlaufe der verschiedenen Infektionskrankheiten, bei wiederholter Anwendung sehr bewährt. Er lindert den akuten Prozess und senkt das Fieber. Anwendung analog dem „Wärme entziehenden Halswickel“


2. Der Wärme erzeugende Brustwickel

Dieser ist bei schon etwas älteren Bronchialkatarrhen, Husten, Bronchitis, Lungenentzündung anzulegen Tritt nicht schon in Kürze Durchwärmung ein, kommt auf die Brust eine heiße Wärmeflasche.


Anlegung des Brustwickels: Zunächst bereitet man das wollene Außentuch auf dem Bett auf, legt darauf das entsprechend ausgewundene leinene Innentuch, so dass das Außentuch noch vorragt, und streicht beide faltenfrei. Der Kranke legt sich in die Mitte der Tücher, wobei zunächst die Enden des feuchten Tuches, dann die des trockenen Tuches straff um den Leib gewickelt und befestigt werden

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